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Wirksame Führung.
Einfach. Klar. Konsequent.

"Glück ist kein Ziel - Glück ist eine Entscheidung! Ich habe mich entschieden, dankbar zu sein für das, was ich habe und nicht ständig auf das zu schauen, was ich nicht habe."

Soll das heißen, dass du immer glücklich bist?
Schön wär’s! Nein, das halte ich für ziemlich unrealistisch. Wie bei so vielen Dingen im Leben geht es auch bei dieser Frage nicht darum, perfekt zu sein. Ich verspüre aber extrem oft Glück und Zufriedenheit. Jeden Tag gibt es diese Momente. Manchmal überwiegen dann trotzdem die unschönen Ereignisse. Aber – grob geschätzt – bin ich an rund 350 Tagen im Jahr ziemlich glücklich. Mindestens! 

Welche Rolle spielt deine Familie für dein Glück?
Lange Zeit habe ich diese Frage klassisch beantwortet: Eine riesengroße Rolle! Und irgendwie ist das natürlich auch heute noch wahr. Aber inzwischen betrachte ich diese Frage viel differenzierter und deshalb lautet meine überraschende Antwort: keine! 
Ich versuch’s mal zu erklären. Natürlich ist es für mich das Größte, wenn mich meine Töchter anstrahlen, wir Spaß miteinander haben, spielen, toben, reden, lernen, chillen oder auf welche Art auch immer Zeit miteinander verbringen. Die Wahrhaftigkeit in der Begegnung mit meinen Mädels ist für mich unfassbar wichtig! Meine Liebe als Vater ist das mächtigste Gefühl, das ich in meinem Leben bisher verspürt habe. Aber was wäre das wert, wenn ich nicht in der Lage wäre, mich selbst auch zu lieben und zu achten. Es ist unfair, auf anderen Schultern die Last des eigenen Glücks abzulegen. Warum sollten meine Kinder dafür verantwortlich sein, dass ich glücklich bin? Oder meine Frau? Das ist nicht ihre Aufgabe! Das ist mein verdammter Job genau dafür zu sorgen. Und wenn ich diese Last von den anderen genommen habe, können sie viel befreiter mit mir umgehen und ich kann mich viel besser und freier auf sie einlassen. Genau das verschafft mir dieses intensive Gefühl. 
Mit anderen Worten: Meine Familie bedeutet mir alles, aber sie ist nicht dafür verantwortlich, dass ich glücklich bin. 

Wow, wie lange hast du für diese Erkenntnis gebraucht?
(Lacht) Das hat schon ein Weilchen gedauert. Vor vielen Jahren habe ich in dem bemerkenswerten Buch „Eine Minute für mich“ von Spencer Johnson etwas gelesen, das mich sehr inspiriert hat: „Erst musst du mit dir selbst richtig umgehen, dann kannst du auch mit anderen Menschen und Dingen richtig umgehen.“ Darüber habe ich viel und lange nachgedacht und mache das auch heute noch. Ich übersetze das mal in meine – einfache – Sprache: Wenn ich mit mir selbst nicht klarkomme, kann ich auch mit anderen nicht klarkommen. Ich projiziere dann die Erwartungen, die ich selbst nicht erfüllen kann, auf andere. Und das ist mega unfair! Vor allem, wenn das dann auch noch die Menschen betrifft, die ich am meisten liebe. Meine Familie, aber auch enge Freunde. 

Und wie bekommst du das hin, mit dir selbst klarzukommen?
Ich bin einfach ein super Typ – deshalb ist das total einfach! (Lacht!)
Das ist natürlich ein Prozess und ehrlich gesagt, ist der noch lange nicht abgeschlossen. Ich nehme an, die Menschen, die behaupten, dieser Prozess sei niemals abgeschlossen, haben recht. Ständig entdecke ich irgendetwas an mir, eine Macke oder wie auch immer du das nennen möchtest. Manchmal kann ich mit der Macke ganz gut leben – dann halte ich sie aus. Manchmal entdecke ich aber auch eine Macke, die mich nervt und die mich daran hindert, besser zu leben. Dann schaue ich, ob ich die Macke beseitigen kann. Mal ist das ganz einfach, mal extrem schwierig. Mal funktioniert es, mal nicht. Mal beseitige ich eine Macke, um dann kurz darauf festzustellen, dass diese Macke aber in anderen Situationen auch ganz schön war. Und dann hole ich sie mir punktuell zurück. Vor allem habe ich mit dem Versuch aufgehört, es anderen recht zu machen und irgendwie perfekt sein zu wollen. Oder anders formuliert: So, wie ich bin, bin ich perfekt! Weil ich ich bin und es mich eben nur so gibt. 

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"Jeder Mensch hat viele unterschiedliche Rollen. Die Kombination dieser Rollen macht uns einzigartig. Von meiner ungewöhnlichen Rollenkombination aus Schiedsrichter und Feuerwehrmann profitieren heute vor allem auch meine Kunden."

In welchen Spielklassen warst du als Schiedsrichter aktiv? Und wie lange?
Insgesamt war ich gut 16 Jahre lang aktiv und bin über die Sportplätze und durch die Stadien getingelt. Die höchste Spielklasse, die ich erreicht habe, war die Oberliga. Dort war ich als Schiedsrichter-Assistent im Einsatz. Früher hieß das Linienrichter. Als Schiedsrichter habe ich es bis in die Verbandsliga geschafft. Anders als heute, war die Oberliga damals noch die 3. Liga, nach der Bundesliga und 2. Liga. 

Du warst 32 Jahre alt, als du die Pfeife an den Nagel gehängt hast. Warum so früh?
Ich war damals über einen längeren Zeitraum ziemlich oft verletzt und einige dieser Verletzungen benötigten lange Regenerationszeiten. Das hat mich irgendwann nur noch genervt und ich habe entschieden, dass mein Körper offenbar damit nicht zurecht kommt. Aufgrund einer wieder mal langfristigen Verletzung musste ich absteigen, weil ich meine Prüfung nicht absolvieren konnte. Die Verantwortlichen waren mir schon entgegen gekommen und haben mir ein Jahr die Prüfung erlassen. Aber ein zweites Jahr war das – verständlicherweise – nicht möglich. Deshalb habe ich mich so entschieden. Damals hat mich die Entscheidung hart getroffen. Heute denke ich, dass es genau die richtige Entscheidung war. 

Bist du den Schiedsrichtern verbunden geblieben?
Ja, das bin ich. Bis heute. Ich war zunächst in meinem heimischen Fußballkreis Bielefeld als Lehrwart (Anm.: zuständig für Aus- und Fortbildung der Schiedsrichter) und später als Obmann tätig und habe mich für die Belange der Schiedsrichter engagiert. Heute bin ich als Verbandslehrwart in Westfalen aktiv und kümmere mich – gemeinsam mit den Kollegen im Schiri-Ausschuss – um die Fortbildung der Schiedsrichter, die bis zur Oberliga im Einsatz sind. Als Beobachter begleite ich Schiedsrichterteams auch in der Regionalliga und analysiere im Anschluss an das Spiel gemeinsam mit ihnen die gezeigten Leistungen. 

Wie bist du auf die Idee gekommen, deine Erkenntnisse als Schiedsrichter für deinen Beruf nutzbar zu machen?
Einige Zeit nach meiner aktiven Karriere habe ich in meinem Job als Trainer und Coach immer wieder die Rückmeldung bekommen, sehr klar und konsequent auf die Teilnehmenden zu wirken und eben nicht nur in der Theorie darüber zu philosophieren. Einige Menschen haben mich dann gefragt, woher ich das hätte? Das hat mich veranlasst, darüber einmal in Ruhe nachzudenken. Bis dahin habe ich das einfach gemacht, mich aber nie gefragt, wie ich das selbst gelernt habe. Dann stellte ich schnell fest, dass ich das ganz klar als Schiedsrichter gelernt hatte. Und nicht nur das. Da gab es noch einige weitere lessons learned. So ist diese Verbindung entstanden und ich habe den Schiedsrichter immer bewusster in meine Vorträge, Seminare und Coachings einfließen lassen. 

Und nebenher warst du auch noch bei der Feuerwehr! Langeweile kam da sicher nicht auf …
Das stimmt! Tatsächlich habe ich sogar noch ein Jahr vor meiner Schiri-Ausbildung bei der Jugendfeuerwehr begonnen. Dazu bin ich gekommen, weil mein Vater und mein Onkel auch bei der Feuerwehr waren. Mit 18 Jahren bin ich dann in die Löschabteilung Gellershagen gewechselt und haben von dem Zeitpunkt an auch an Einsätzen teilgenommen. 

Von vielen Feuerwehrleuten kenne ich die Aussage: „Einmal Feuerwehr, immer Feuerwehr!“ Warum hast du aufgehört?
Die Einstellung kann ich nur unterschreiben und sie trifft bis heute auf mich zu. Auch wenn ich nicht mehr bei dem Verein aktiv bin, schaue ich bis heute den roten Autos hinterher, wenn sie über die Straßen fahren. Wie ein kleiner Junge, der von den roten Autos mit den Blaulichtern ganz fasziniert ist. (Lacht) Alles, was mit Feuerwehr zu tun hat, interessiert mich nach wie vor brennend. 

Ich habe aufgehört, weil es seinerzeit in meiner Gruppe einige Missstimmungen gab. Das war in erster Linie auf eine massive Führungsschwäche zurückzuführen, aber auch auf eine negative Werteentwicklung in der Gruppe. Ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen, um einzelne Personen nicht zu verunglimpfen. Das ist alles längst Geschichte. Nur soviel: einer handvoll Leuten war das Ego wichtiger als die Gemeinschaft und die Aufgabe, die wir ehrenamtlich übernommen haben. Das passte einfach nicht mehr in meinen Wertekanon. Konsequent wie ich bin, habe ich dann meinen Austritt erklärt. Mit mir zusammen ist ein sehr guter Freund ebenfalls ausgetreten und kurz darauf drei weitere langjährige Mitglieder der Gruppe. Irgendwann gab es dort dann eine neue Führung, die ihre Hausaufgaben gemacht hat. Seitdem ist diese Löschabteilung wieder leistungsstark und macht zuverlässig ihren Dienst. 

Was mich schon immer interessiert hat: Sind Feuerwehrleute nun eigentlich Helden?
(Lacht) Für mich ja! Aber das Tolle an Feuerwehrleuten ist, dass sie sich selbst nicht als Helden sehen. Das machen nur die anderen. Da ich heute nicht mehr aktiv bin, sehe ich sie ganz eindeutig als Helden des Alltags! Aber natürlich gibt es da noch ganz viele andere Gruppen: Polizisten, Ärzte, Pflegepersonal und viele viele mehr. Wenn wir genau hinsehen, treffen wir an allen Ecken Helden des Alltags. Die Lehrerin, die sich ganz besonders um die Integration einiger Schüler bemüht, der Hausmeister, der einer älteren Bewohnerin des Hauses hilft, obwohl er das nicht müsste, der Nachbar, der die schweren Einkaufstüten nach oben trägt. Es gibt so viele Helden, die sich aber alle nicht als Helden sehen. Ich glaube, das ist sogar ein Teil der Definition. 

Warst du ein Held?
Wieso „war“? (Lacht) Nein, ich habe mich nie so gesehen. Helden sind für mich die Männer und Frauen der Berufsfeuerwehr, die jeden Tag rund um die Uhr als erste vor Ort sind. Oder die freiwilligen Feuerwehrleute, die ohne eine Berufsfeuerwehr im Ort in der ersten Reihe stehen. Aber als freiwilliger Feuerwehrmann in einer Abteilung mitten in einer Stadt, die über eine große Berufsfeuerwehr verfügt, stehst du selten in der ersten Reihe. Den Orden verdienen also die anderen Jungs und Mädels. Ich sicher nicht! 

Aber du hast schon mal ein Feuer aus der Nähe gesehen?
(Lacht) Ja, das habe ich! Einige sogar. Ich war viele Jahre ziemlich regelmäßig im Angriffstrupp, bin also mit als erster ins brennende Gebäude gelaufen. Auch in dieser Zeit habe ich wahnsinnig viel fürs Leben und meinen heutigen Job gelernt. Aber wie gesagt: in den meisten Fällen war die Berufsfeuerwehr ja vor uns da. Das klingt also alles etwas spektakulärer als es wirklich war. Letztendlich machen wir da alle nur unseren Job – ob beruflich oder ehrenamtlich. So wie viele andere Menschen auch.